Die großen Gefühle - Wut
Richtig sauer sein, laut und aggressiv. Das ist eine Vorstellung, vor der viele Menschen Angst haben. Doch ständig verdrängte Wut bringt uns nicht weiter und hinterlässt unweigerlich Spuren in unserem seelischen Wohlbefinden.
Wut ist das angeborene Gefühl, das unsere Bereitschaft, unsere Position zu verteidigen, begleitet. Sie ist hilfreich, weil sie uns signalisiert, dass etwas nicht nach unseren Wünschen und Vorstellungen verläuft, weil sie uns die nötige Power gibt, etwas zu verändern, weil sie uns aus unsererGleichgültigkeit und Lethargie herausholt, weil sie uns Kraft gibt, uns gegen Angreifer*innen zu wehren und weil wir damit Rechte und Bedürfnisse durchsetzen können, die uns zustehen.
Angst vor Wut
Wenn wir wütend sind, sind wir stark erregt, unsere Wahrnehmung ist eingeengt, unsere Muskeln sind aktiviert. Manche Menschen sind aggressionsgehemmt, ihnen fällt es schwer, ihre Wut überhaupt wahrzunehmen. Manche nehmen ihre Wut zwar wahr, aber es fällt ihnen schwer, ihre Wut zu zeigen, weil sie ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis und Angst vor Konflikt, Auseinandersetzung und Verlust haben. Frauen verdrängen ihre Wut oft, weil sie – anders als Männer – immer noch dazu erzogen werden, angepasst, allenfalls mit Tränen auf Zurücksetzung zu reagieren.Jede Kultur gibt sich alle erdenkliche Mühe, Wut und Aggression in ungefährliche Bahnen zu lenken, ob durch Rockkonzerte oder Sportveranstaltungen. Wir lernen also, unsere Wut zu beherrschen. Doch manchen Menschen gelingt das nicht. Sie leben Wut gewaltsam aus.
Oft ist Wut auch ein Schutz, um Verzweiflung und Schmerz nicht erleben zu müssen.